Besucher aus Zentralamerika auf Info-Tour
Kurz vor Weihnachten besuchte ein dreiköpfige Delegation aus Costa Rica die it.schule, um sich über das Duale Ausbildungssystem zu informieren.
Dass eine Berufsausbildung nicht ohne gleichzeitiges Geldverdienen funktioniert, gehört in unseren Breiten zur Selbstverständlichkeit. Nicht so in manch anderen Ländern, w.z.B.in Costa Rica. Doch auch hier denkt man seit einiger Zeit über eine Reformierung des Ausbildungssystems nach. „Es gibt derzeit eine landesweite Diskussion über ein entsprechendes Gesetz“, sagt Erick Carvajal Mora von der Tageszeitung „Diario Extra“, die in der Hauptstadt San José erscheint. Er und seine Kollegin vom größten Fernsehsender Costa Ricas, Canal 7, Susanna Pena Nassar, sowie die Lehrerin und Gewerkschafterin Maria Gabriela Fonseca Guerrero sind deshalbfür eine Woche nach Deutschland gereist, um sich vor Ort ein Bild vom Dualen Ausbildungssystem zu machen und ihre Erkenntnisse in die Diskussion zuhause einzubringen. Wichtig ist ihnen, möglichst viele Sichtweisen kennenzulernen, um möglichst objektiv berichten zu können.
Einig sind sich die drei in ihrer Auffassung, dass das bestehende System der beruflichen Ausbildung geändert werden muss. „Technico Vocacional“ heißt die dreijährige Berufsschule, die junge Leute in Costa Rica nach dem Abschluss des „Collegio“ mit ca. 16 Jahren besuchen können, wenn sie nicht an der Universität studieren wollen oder können. Doch dieser Ausbildungsgang bietet nur Theorie. Erst danach kommt ein dreimonatiges Praktikum, und wenn man Glück hat, wird man von der Firma auch übernommen. „Am besten sind die dran, deren Eltern einen Handwerksbetrieb haben. Die haben natürlich ihre Arbeitsstelle sicher“, lacht Maria Guerrero.
Große Verwunderung ruft bei den Besuchern hervor, dass es an der deutschen Berufsschule einen eigenen hauswirtschaftlichen Zweig gibt. Diese Qualifikationen erlerne man doch ganz automatisch zuhause. Auch die Tatsache, dass Bankkaufleute keine akademische Qualifikation besitzen sondern einen Berufsschulabschluss, erstaunt sie.
Als sie beim Rundgang durchs Schulhaus das hohe Ausstattungsniveau zu Gesicht bekommen, wird ihnen klar, dass die deutsche Berufsschulausbildung die Grundlage für eine exzellente berufliche Qualifikation sein kann und nicht die zweitrangige Alternative zu einem Studium sein muss. Die zwei Vertreter von Zeitung und Fernsehen waren sichtlich beeindruckt vom Equipment der Medienabteilung. So eine Einrichtung gebe es in ihrer Heimat oft nicht einmal für professionelle Radio-und Fernsehmacher.
„Eine andere Welt! Impressionante“ lautet das einhellige Urteil der Gäste. Und sie sind bestärkt in ihrer Auffassung, dass das Duale System auch für Costa Rica eine Option sein könnte. Für die Umsetzung dieser Idee in ihrem Land wollen sie ihre medialen Möglichkeiten nutzen.